Rekordstarterfeld beim Senioren-Sportfest

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Über 260 Teilnehmer traten beim 45. Senioren-Sportfest des LCO Edenkoben an // Foto: Patrick Holzer

Mit über 260 Teilnehmern toppt der LCO Edenkoben das Vorjahresergebnis. Auch das Wetter spielt beim 45. Senioren-Sportfest in Edenkoben mit. Auch die Zuschauer kommen voll auf ihre Kosten.

Ein Schrei. Ein Wurf. Schließlich gräbt sich die Speerspitze bei 47,18 Meter in den Rasen. Damit gelingt Wolfgang Zimmer (SV Freistett) der weiteste Wurf des Tages. Für den mehrfachen Deutschen Senioren-Meister bedeutet dies den Sieg in der Altersklasse M60. Ganz so weit kommt Fritz Antonic von der TSG Kaiserslautern nicht. Bei 28,41 Meter bleibt sein Speer stecken. „Für meinen ersten Wettbewerb nicht schlecht“, findet Antonic. Erst spät fand er den Weg in die Leichtathletik. Nachdem er das Rauchen aufgebeben hatte, musste ein Ersatz her. Der Sport half. Antonic landete über Umwege beim TSG Kaiserslautern. „Kein Verein wollte mich in dem Alter wirklich. In Frankenthal konnte ich immerhin mittrainieren, in Kaiserslautern wurde ich mit offenen Armen empfangen“, so Antonic. Die Technik brachte sich Antonic, der sich zuerst als Trainer engagierte, selbst bei. Umso schöner findet er, dass es solche Veranstaltungen wie das Senioren-Sportfest des LCO Edenkoben gibt.

Wolfgang Zimmer ist beim Speerwurf eine Klasse für sich // Foto: Patrick Holzer

Lange Tradition

Es ist die älteste Veranstaltung seiner Art in Deutschland. In diesem Jahr findet bereits die 45. Ausgabe statt. Zum ersten Mal wurde das Senioren-Sportfest im Jahr 1979 veranstaltet, damals noch auf der Ludwigshöhe. August Schimpf hat die Anfänge miterlebt. Der Ehrenvorsitzende war schon dabei, als der Verein 1954 gegründet wurde, war jahrelang 1. Vorsitzender und schrieb einen großen Teil der Vereinschronik. Ein besonderer Moment war der Umzug der Veranstaltung in das neue Stadion mit seiner Kunststoffbahn, erinnert sich der 88jährige. Die Bahn erstrahlt mittlerweile runderneuert in einem kräftigen blau. Und wird beim Senioren-Sportfest auch fast rund um die Uhr genutzt. Den Auftakt der Laufbewerbe bilden die gemischten Klassen der 80 Meter Hürden, wo Dana Prada (LG OVAG Friedberg-Fauerbach/W45) mit 12,40 Sekunden die schnellste Zeit erzielt. Gut besetzt sind die 110 Meter Hürden M60/M65, wo Oliver Kurtz (LG OVAG Friedberg-Fauerbach/W60) in 15,00 Sekunden deutlich siegt. Daniel Siegel (MTG Mannheim/M35) läuft die 110 Meter Hürden M35/M45 in 15,83 Sekunden. Und auch das gehört dazu. Zwischenzeitlich legt ein Kabelbruch die Zeitnahme lahm. Friedhelm Adorf (LG Rhein-Wied/M80) bringt das nicht aus der Ruhe. Der mehrfache Seniorenmeister, unter anderem mit 17 Europameister- und sechs Weltmeistertitel, wartet geduldig und siegt am Ende souverän auf den 60 Metern. Adorf, Vater von Rennfahrer Dirk Adorf und früher selbst in Rennsport aktiv, wird noch mehrmals antreten. Dazwischen heißt es immer wieder Warten. Auch auf den 100 Metern ist er nicht zu schlagen. Nur bei den 200 Metern läuft ihm Robert Wagner (1. FC Kaiserslautern/M60) davon. Der ist aber auch 19 Jahre jünger.

Friedhelm Adorf (links) gewinnt gleich mehrfach // Foto: Patrick Holzer

Von Altersheim kann hier keine Rede sein. Auch August Schimpf ist noch fit. Zwischendurch sucht er auf seinem Handy nach einem Teilnehmer. „Der war schon beim ersten Seniorensportfest dabei. Und ist heute wieder am Start“, freut sich Schimpf über das gut gefüllte Starterfeld. „Beim ersten Sportfest waren es ungefähr 70 Teilnehmer, jetzt über 260. In diesem Jahr kamen außerdem viele neue Vereine dazu.“ Das sei sicherlich dem Umstand zu verdanken, dass der Termin in der offiziellen Datenbank des Leichtathletik-Verbandes zu finden sei und die Meldung über das Portal LA.Net abgegeben werden können. Die Starter kommen aus dem ganzen süddeutschen Raum, einige aus dem Rheinland.

Rebecca Dürr ist eine von mehreren Vielstartern beim Senioren-Sportfest // Foto: Patrick Holzer

Viele Mehrfachstarter

Nicht weit haben es dagegen Jan Dorda vom TV Nussdorf, Julian Opitz (LC Haßloch) und Daniel Bub (TSG Hassloch). Auf den 100 Metern/M30 wird es ein enges Rennen, welches Dorda in 11,68 Sekunden für sich entscheidet. Stephan Bednarz (ABC Ludwigshafen/M35) gewinnt die 100 Meter der M35/M40 in 12,38 Sekunden. Zweiter wird Daniel Hocke (M40) vom LAC Frankenthal. Auch er gehört zu den Mehrfachstartern an diesem Samstag. Er startet noch über die 200 Meter, beim Weitsprung und Hochsprung. Ebenfalls in mehreren Disziplinen sind Dana Prada und Rebacca Dürr (VfB Stuttgart) unterwegs. Mit 5.16 Metern schafft Dürr die Bestweite, Prada schafft mit 5.03 Metern ebenfalls die 5-Meter Marke. Mit einer Zeit von 12.96 Sekunden siegt Dürr zudem souverän auf den 100 Metern. Auch Ann-Kathrin Rohe vom LC Hassloch ist quasi im Dauereinsatz. Hochsprung, Weitsprung, Speerwurf, Kugelstoßen, 100 Meter Hürden – das Pensum der 35jährigen ist wahrlich beachtlich.

Für Fritz Antonic war es der erste Wettkampf überhaupt // Foto: Patrick Holzer

Ähnlich geht es auch den vielen Helfern, die zwischendurch Hürden aufbauen, deren Höhe verändern, als Kampfrichter, Zeitnehmer oder in der Anmeldung tätig sind. Trotz der 700 Mitglieder im Verein, sei es keine leichte Aufgabe diese zusammenzuhalten, wie Schimpf erzählt. So wird wohl der Rietberg Beglauf im September zum letzten Mal stattfinden. Neu ist dafür das Abendsportfest, das bei seiner Erstauflage im Mai großen Anklang fand und nun jährlich stattfinden soll. Hier sie der Aufwand eben nicht ganz so groß, erklärt Schimpf. „Wir hoffen, dass sich das Abendsportfest entwickelt. Quasi als ein Leistungstest im Frühjahr“, so der Ehrenvorsitzende weiter. Natürlich werden auch hier ehrenamtliche Helfer benötigt. Fritz Antonic engagiert sich ebenfalls in seinem Verein. Nach dem Sportabzeichen machte er die Trainerlizenz, war unter anderem Leiter der Leichtathletik-Abteilung. Von mehreren Verletzungen geplagt, entschloss sich Antonic im letzten Jahr selbst aktiv zu werden. „Ich bin eher der Technische, weniger der Läufer“, erklärt er. Neben Speerwurf trainiert Antonic noch Diskuswerfen und Kugelstoßen. Dass es gleich beim ersten Wettkampf für eine Urkunde gereicht hat, freut ihn. Und ist Ansporn zugleich. Antonic hat Blut geleckt. Währenddessen knallt der nächste Startschuss. Auf der Tribüne wird geklatscht, angefeuert oder das Handy für das Foto zur Erinnerung gezückt, egal welche Altersklasse gerade rennt. Verdient hat es hier sowieso jeder Athlet.

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